Derzeit gibt es weltweit 120 Kulturgüter, die als immaterielles Weltkulturerbe eingestuft werden. Es handelt sich dabei um nichts "Stoffliches" wie bei den Kulturdenkmälern bzw. Naturdenkmälern, die als Welterbe eingestuft werden. Beim immateriellen Weltkulturerbe handelt es sich laut UNESCO-Konvention um "[...] Praktiken, Darbietungen, Ausdrucksformen, Kenntnisse und Fähigkeiten - sowie die damit verbundenen Instrumente, Objekte, Artefakte und Kulturräume […], die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Individuen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen."
Die 124 immateriellen Kulturgüter stammen aus 73 verschiedenen Ländern. Das Land mit den meisten immateriellen Kulturerebe ist Japan. Hier wurden 16 Traditionen, Tänze bzw. Bräuche unter Schutz gestellt. Als nächstes folgt Spanien mit 9 geschützten Kulturgütern und dann kommen China und Indonesien mit je 4.
Wenn man weiß, woher der Begriff des Immateriellen Weltkulturerbes kommt, so ist es nicht verwunderlich, dass man hier vor allem Entwicklungsländer antrifft und die Industrienationen, die man beim UNESCO-Weltkulturerbe oder den Biosphärenreservaten doch sehr häufig vorfindet, hier eher vermisst.
Denn der Begriff immaterielles Kulturerbe stammt aus den Ländern der Dritten Welt bzw. der Bewegung der Indigenen Völker. Deren materielles Erbe und ihre nichtmaterielle Traditionen sind beinah vergessen und/oder vor allem durch Kolonialismus und Globalisierung überprägt worden. Die soll jedoch ebenfalls für die Nachwelt erhalten bleiben. Das Schutzkonzept des Kulturdenkmäler und Naturdenkmäler war zum Teil zu eurozentrisch ausgerichtet. Mit dem immateriellen Kulturerbe soll hierzu ein Gegenpol geschaffen werden, der auch zeigt, dass die regionalen Schätze an nicht-dinglich festgelegten Kulturäußerungen genauso schützenswert sind wie baulich manifestierte Kulturwerke.
Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit | Land |
Ahellil der Region Gourara (Polyphone Musikgattung mit Poesie, Tanz und Liedern) | Algerien |
Akiu no Taue Odori | Japan |
Albanische iso-polyphone Volksmusik der Tosken und Laben | Albanien |
Angklung | Indonesien |
Aserbaidschanische Ashiqs-Kunst | Aserbaidschan |
Batik | Indonesien |
Chakkirako | Japan |
Chopi Timbila (Orchestermusik der Chopi mit Timbila-Holzxylophonen) | Mosambik |
Daimokutate | Japan |
Dainichido Bugaku | Japan |
Darangeh-Heldenepos des Maranao-Volkes, Lanao-See | Philippinen |
Das Danoje-Festival in Gangneung | Südkorea |
Das Epos Al-Sira al-Hilaliya (musikalische Beschreibung der Migration des Hilal-Stammes von der arabischen Halbinsel nach Nordafrika) | Ägypten |
Das Erbe der Maroons (Nachkommen einer aus Afrika stammenden ethnischen Gruppe) in Moore Town | Jamaika |
Das Festival „Moussem“ von Tan-Tan | Marokko |
Das gastronomische Mahl der Franzosen (Französische Küche) | Frankreich |
Das Kabuki-Theater | Japan |
Das königliche Ballet von Kambodscha (klassischer Tanz der Khmer) | Kambodscha |
Das Mak Yong-Theater | Malaysia |
Das Marionettentheater Ningyō Jōruri Bunraku (gesanglich und instrumentell begleitetes Puppenspiel) | Japan |
Das Marionettentheater Wayang (musikalisch begleitetes Puppenspiel) | Indonesien |
Das Patum-Fest von Berga | Spanien |
Das Silbo von La Gomera | Spanien |
Das sizilianische Marionettentheater „Opera dei Pupi“ | Italien |
Das System der Ifa-Wahrsagerei der Yoruba | Nigeria |
Das traditionelle Handwerk der Kleidungsherstellung aus Baumrinde | Uganda |
Das Wissen der Zafimaniry über das Holzhandwerk | Madagaskar |
Der „Kankurang“, das Manding-Initiationsritual | Gambia, Senegal |
Der „Maskentanz der Trommeln“ von Drametse | Bhutan |
Der „Samba de Roda“ von Recôncavo Baiano | Brasilien |
Der Bistritsa Babi (Großmütter von Bistritsa) – altertümlicher polyphoner Gesang, Tänze und rituelle Praktiken aus der Shoplouk-Region | Bulgarien |
Der Dhikr des Mevlevi-Ordens | Türkei |
Der epische rezitative Gesang der Pansori (mimisch und perkussionistisch begleitete Mischform aus höfischer und folkloristischer Musik) | Südkorea |
Der Fado (portugiesischer melancholischer Musikstil) | Portugal |
Der Flamenco Andalusiens | Spanien |
Der Gesang der Sibylle in Mallorca | Spanien |
Der Karneval von Barranquilla | Kolumbien |
Der Karneval von Binche | Belgien |
Der Karneval von Oruro | Bolivien |
Der Kulturraum der Beduinen in der Region Petra und Wadi Rum | Jordanien |
Der Kulturraum der Bruderschaft des Heiligen Geistes der Congos aus Villa Mella | Dominikanische Republik |
Der Kulturraum der Gong-Kultur im Hochgebirge Vietnams | Vietnam |
Der Kulturraum des Djemaa el Fna-Platzes in Marrakesch | Marokko |
Der Kulturraum und die mündliche Kultur der Semeiskije (Glaubensgemeinschaft im Südosten Sibiriens) | Russland |
Der Kulturraum von „Palenque de San Basilio“ | Kolumbien |
Der Kulturraum von Boysun | Usbekistan |
Der Kulturraum von Kihnu (rituelle und zeremonielle Praxis, Kleidung, Musik, Spiele, Handwerk) | Esland |
Der Kulturraum von Sosso-Bala in Nyagassola (ritueller Ort, an dem das heilige Instrument „Sosso-Bala“ bewahrt wird) | Guinea |
Der Kulturraum von Yaaral und Degal | Mali |
Der Maqam (klassische Gesangs- und Instrumentalkunst, entstanden aus arabischen, zentralasiatischen und osmanischen Einflüssen) | Irak |
Der Tenorgesang der sardischen Schäferkultur | Italien |
Die Aufführungen baltischer Lieder und Tänze | Estland, Lettland, Litauen |
Die Beizjagd | Spanien |
Die Calus-Tradition von Spielen, Parodien, Gesang und Tanz | Rumänien |
Die Castells in Katalonien | Spanien |
Die den Toten gewidmete Festivität Día de los Muertos der indigenen Bevölkerung | Mexiko |
Die Fujara-Flöte – ein Musikinstrument und seine Musik | Slowakei |
Die Gbofe von Afounkaha: die Querhornmusik der Tagbana-Gemeinde | Elfenbeinküste |
Die Gelede-Rituale: Maskentänze und Kunsthandwerk des Yoruba-nago-Volkes | Benin, Nigeria, Togo |
Die Hudhud-Gesänge der Ifuago | Philippinen |
Die Kreuzschnitzerei und ihre Symbolik | Litauen |
Die Kunqu-Oper | China |
Die Kunst der Akyn, Sänger und Erzähler epischer Gedichte (begleitet mit selbst komponierter und improvisierter Musik) | Kirgisistan |
Die Kunst der Guqin-Musik (Solo-Aufführung mit Zither) | China |
Die Kunst der Meddah-Epenerzähler (lustige Geschichten in theatralischer Form mit Gesangseinlagen) | Türkei |
Die Lieder von Sanaa (aufgeführt bei Zeremonien und Ritualen) | Jemen |
Die Makishi-Maskerade (zelebriert am Ende des Mukanda-Inititationsritus) | Sambia |
Die Mittelmeerküche | Spanien |
Die mündlichen Traditionen der Aka-Pygmäen (polyphone, experimentelle Gesänge) | Zentralafrikanische Republik |
Die Mysterienspiele von Elche | Spanien |
Die polyphonische Leelo-Gesangstradition der Setukesen | Esland |
Die Riten der königlichen Vorfahren der Choson-Dynastie und die rituelle Musik im Jongmyo-Schrein in Seoul | Südkorea |
Die Sandzeichnungen von Vanuatu (künstlerischer Ausdruck mit kommunikativer Funktion) | Vanuatu |
Die Shashmaqom-Musik (vorwiegend von jüdischen Künstlern vertretene Form der Improvisationsmusik) | Tadschikistan |
Die Sprache und das mündlich überlieferte Erbe des Zápara-Volkes im amazonischen Regenwald | Ecuador |
Die Tänze und Sprechgesänge Lakalaka (zeremonielle Tänze, begleitet von polyphonem Gesang) | Tonga |
Die Tradition des Bemalens und Dekorierens von Ochsenkarren | Costa Rica |
Die Tradition des vedischen (altindischen) rituellen Gesangs | Indien |
Die traditionelle Musik des Morin Khuur (Streichinstrument mit Pferdekopf mit spiritueller Funktion) | Mongolei |
Die uigurische Musikform Muqam in der chinesischen Region Xinjiang | China |
Die verbalen und graphischen Ausdrucksweisen (Kusiwa) der Wajapi | Brasilien |
Die vietnamesische Hofmusik Nha Nhac (überregionale, zeremonielle Musik) | Vietnam |
Die von der Anden region geprägte kosmische Weltsicht der Kallawaya (Mythen, Rituale, Medizin) | Bolivien |
Duduk-Musik (Holzoboe) | Armenien |
Echternacher Springprozession | Luxemburg |
Gagaku | Japan |
Georgischer Polyphongesang (Chakrulo-Gesang) | Georgien |
Gule Wamkulu (Tanzritual des Chewa-Volks) | Malawi, Mosambik, Sambia |
Hayachine Kagura | Japan |
Hitachi Furyumono | Japan |
Koshikijima no Toshidon | Japan |
Kris-Dolch (asymmetrische Waffe mit spiritueller Bedeutung) | Indonesien |
Kutiyattam: Sanskrit-Theater in Kerala | Indien |
La Tumba Francesa – Musik der Oriente-Bruderschaft (Einwanderer aus Haiti in der Provinz Oriente) | Kuba |
Lieder der Bauls (mystische Musik bengalischer Minnesänger) | Bangladesch |
Maloya (Tanz) | Frankreich |
Mariachi, traditionelle Ensemblemusik mit Seiteninstrumenten und Trompeten | Mexiko |
Mbende-Jerusarema-Tanz des Volkes der Zezuru Shona (Polyrhythmische Musik mit akrobatischem Tanz) | Simbabwe |
Nōgaku-Theater, bestehend aus Nō und Kyōgen | Japan |
Nouruz | Aserbaidschan |
Nouruz, Neujahrs- und Frühlingsfest | Iran |
Ojiya-chijimi, Echigo-jofu (Herstellung von Ramie-Stoffen in der Region Uonuma der Präfektur Niigata) | Japan |
Oku-noto no Aenokoto | Japan |
Olonkho-Heldenepos der Jakuten | Russland |
Palästinensische Erzählform „Hikaye“ | Palästinensiche Autonomiegebiete |
Prozession der Riesen und Drachen: Ducasse d'Ath, Ducasse de Mons | Frankreich, Belgien |
Rabinal Achí-Ballett (Maskentanz, Theater und Musik) | Guatemala |
Radif, klassisches Musikrepertoire | Iran |
Ramlila: die traditionelle Bühnenaufführung der Ramayana-Erzählform | Indien |
Satirisches Drama „El Güegüense“ | Nicaragua |
Sbek Thom, das Schattentheater der Khmer | Kambodscha |
Sekishu-Banshi (Papierherstellung in der Region Iwami der Präfektur Shimane) | Japan |
Slovácko Verbunk, Tanz der Rekruten | Tschechien |
Sprache, Tanz und Musik der Garifuna | Belize |
Suiti- Kultur | Lettland |
Tango Argentino | Argentinien |
Tanzdrama-Tradition der Cocolo | Dominikanische Republik |
Taquile und seine Textilkunst | Peru |
Traditionelle aserbaidschanische Mugam (Gesangs- und Instrumentalmusik mit hohem Improvisationsanteil) | Aserbaidschan |
traditioneller Tanz der Ainu | Japan |
Urtiin Duu – traditionelles mongolisches „Langes Lied“ | China, Mongolei |
Vimbuza-Heilungstanz | Malawi |
Wassergerichte der spanischen Mittelmeerküste in Valencia und Murcia | Spanien |
Yamahoko (Festwagenzeremonie des Kyoto Gion Matsuri) | Japan |
Quellen:
- Wikipedia.org (13.03.2011): Immaterielles Kulturerbe
- Unesco.de (NN): Bewahrung des immateriellen Kulturerbes